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Dienstag, 27. Juli 2010

Die Cloud ist kein Spielzeug

Windows Azure ist leider kein Spielzeug. Denn das Pricing Modell ist so undurchsichtig, dass man als Dev jegliche Lust verliert überhaupt das Spielen damit anzufangen. Nicht nur, dass es unglaublich schwierig ist, im Voraus abzuschätzen, wieviel Geld man verbraten würde, wenn man eine “produktive” Anwendung in die Cloud hebt, es gibt auch keinen Limiter oder eine Notbremse, um  die Kosten irgendwie zu begrenzen, wenn man nur mal sehen will, was geht.

Zum Vergleich: Wenn ich bei meinem Hoster Webspace anmiete, oder bei meinem Telefonanbieter einen DSL Anschluss will oder einen Datentarif für’s Handy, dann will ich unter Umständen gedeckelte Kosten. Im Gegenzug kann ich damit rechnen, dass meine Leitung gedrosselt wird, wenn ich nach den ersten Tagen des Monats fast das halbe Internet übers Mobiltelefon heruntergeladen habe. Dies nehme ich aber bewusst in Kauf, damit ich auch nach der ersten Rechnung noch mein Frühstücksbrötchen finanzieren kann.

Bei Windows Azure ist das zum heutigen Zeitpunkt nicht so – für produktive, kommerzielle Anwendungen würde es wahrscheinlich auch kein sinnvolles Szenario sein, da ja dort gerade dann Geld verdient wird (nicht nur durch Microsoft, sondern auch durch die in der Cloud gehostete App) wenn viel passiert, also, wenn viel Traffic herrscht. Für die Entwickler Community ist der fehlende Kostendeckel aber ein Problem: Bei Windows Azure kann ich nicht nur konfigurativ, sondern gerade auch programmatisch dafür sorgen, dass ich mehr mehr Rechenpower aus den Microsoft Containern bekomme – in Form von weiteren VMs, die dynamisch hochgefahren werden. Das heißt: Wenn ich falsch programmiere, verbrate ich durch einen einzigen Programmierfehler unter Umständen sehr viel Geld – auch wenn letztlich niemand die Anwendung benutzt – ich wollte ja nur spielen. Und das ist nur einer von vielen denkbaren Fällen und vielleicht sogar noch der unwahrscheinlichste. Ebenso ist es möglich, dass ich schlichtweg vergesse mein Cloud-VM-Cluster abzuschalten oder die Kosten schlichtweg nicht im Blick habe und erst feststelle, wie viel Stunden Rechenzeit ich gebraucht habe, wenn die Rechnung kommt.

Wunschkonzert

Was ich mir wünsche, wäre also eine Art Flatrate: Meinetwegen X€ im Monat für monatlich Y Stunden Rechenpower auf maximal Z VMs plus ein bisschen Traffic. Wenn ich die Grenzen überschreite wird die Bandbreite für “Nutztraffic” reduziert, die Rechenpower meinetwegen auch, aber ich will noch weiterhin vernünftig darauf entwickeln können und meine Anwendung testen können – und natürlich, dass keine weiteren Kosten entstehen. Und: Klaro, ich werde keine kommerziellen Anwendungen darauf hosten, das darf natürlich in die AGBs… ich will ja nur spielen.

Für die Community ist es vielleicht nur ärgerlich, für Windows Azure kann diese Unzulänglichkeit doch bedeutend sein: Spätenstens seit David Chappells Vortrag über IT Innovations bei der Teched 2009 wissen wir ja, dass man gute Ideen nicht nur haben (Idea) und umsetzen muss (Implement), sondern dass man auch Menschen dazu bringen muss diese einzusetzen (Inject). Microsoft war bisher nicht zuletzt im letzten Punkt sehr gut. Aber momentan ist das Pricing für die Cloud leider alles anders als förderlich, was diesen letzten Punkt angeht. Ich hoffe das ändert sich – letzlich steht und fällt der Erfolg für Microsofts Cloud Lösung vielleicht genau mit den Leuten, die sie heute noch nicht ausprobieren – einer breiten Basis in der Community und einem Haufen erstklassiger Entwickler.

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